Die Geschichte der Elongated Coins

Die Geschichte der Elongated Coins (u.a. auch "Quetschmünzen", "Andenkenprägungen", "Souvenirmünzen" und "Souvenirmedaillen" genannt) ist schon weit über hundert Jahre alt. Der Erfinder dieser Münzen und der ersten Prägemaschinen ist leider nicht bekannt – den wirklich ersten Automaten kann man auch nicht gesichert bennennen. Sicher schien es lange Zeit jedoch, dass die ersten Souvenirmünzen in den USA am Ende des 19. Jahrhunderts auftauchten. Nachdem es die ersten Prägungen sicherlich schon vor der Weltaustellung 1892/93 in Chicago (USA) gegeben haben müsste, so wird unter Sammlern die Geburtsstunde der "Elongated Coins" der Weltausstellung "Columbian Exposition" zugerechnet. Diese Münzen gibt es in verschiedenen Varianten - eine große Anzahl hiervon dürften aber Nachprägungen sein, da das inzwischen durchaus lukrative Geschäft mit gefälschten Elongated Coins inzwischen auch Stilblüten treibt. 

Im Jahr 1898 kam diese Art der Souvenirmedaille mit der Weltausstellung in Wien auch nach Europa. Dieses Datum kann man als Geburtsstunde der europäischen "Elongated Coins" bezeichnen. Einen wirklichen Durchbruch im Andenken- und Souvenirbereich konnten sie zu dieser Zeit aber noch nicht verzeichnen – die Notlage vieler Menschen in Europa durch die beiden Weltkriege, die Inflation von 1923 und die Weltwirtschaftskrise (1929) wirkten sich negativ auf den Vertrieb und die Herstellung von solchen Sammlermedaillen aus. Politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Unwegbarkeiten verhindern regelmäßig die Expansion dieser Andenkenartikel.

Im Gegensatz zu den USA konnte sich diese Art der Souvenirmünze in Deutschland und dem übrigen Europa dadurch vor dem 2. Weltkrieg nicht durchsetzen, so dass es aus dieser Zeit auch nahezu keine europäische Prägungen gibt.

Die ersten Motive entstanden so erst ab 1969 auf deutschem Boden. Zu dieser Zeit fanden auf den US-Militärbasen Ramstein und Sembach internationale Münzausstellungen statt. Da es in Deutschland bis dato keine Souvenirmünzen-Automaten gab, wurden diese Geräte aus den USA eingeführt und prägten infolge dessen auf US 1-Cent Stücken (es gibt aber auch Motive von den beiden Automaten auf 2 bzw. 5 Pfennig-Münzen). Diese Austellungen dauerten nur wenige Tage, so dass diese Stücke zu den "Raritäten" gezählt werden können, für die Sammler schon einmal tief in die Tasche greifen. Inzwischen stellte sich jedoch heraus, dass zumindest auch hier ein Großteil der angeblich dort geprägten Münzen nicht original ist. Diese Tatsache lässt Zweifel zu, ob es überhaupt einen Automaten mit US-Cent-Münzen auf deutschen Boden gegeben hat. Es kann derzeit zwar nicht ausgeschlossen werden, dass dies der Fall war, die Wahrscheinlichkeit (aufgrund der hohen Anzahl an nicht originalen Motiven) lässt hier doch berechtigte Zweifel zu.

Seither den 1970er Jahren verbreiteten sich die damals noch elektrischen Automaten über Deutschland - eine Vielzahl von Motiven entstanden an hauptsächlich für US-Touristen interessanten Standorten wie zum Beispiel dem Schloss Neuschwanstein, der Kaiserpfalz Goslar, das Ehrenmal in Laboe, der Schwarzwaldklink im Glottertal (TV-Serie) oder dem Niederwalddenkmal in Rüdesheim. Erst nach und nach ging diese Art von Automaten auch an andere Standorte über, als sich die Akzeptanz auch bei den deutschen Kunden verbreitete. In Deutschland entstanden nahezu ausschließlich senkrechte Motive, da diese bevorzugt an Wanderstöcken befestigt wurden. Während diese Münzen in den USA schon damals gesammelt wurden, betrachtete man sie in Deutschland lange Zeit als Stocknagel-Ersatz. Noch heute findet man viele Motive, die ein oder sogar zwei Löcher für die Befestigung aufweisen. Ein solcher Eingriff in die Münze senkt den Wert des Sammlerobjektes gewaltig.

Viele Sammler sehen in der Münze aus Berlin mit der Aufschrift "750 Jahre Berlin" die erste wirklich deutsche Quetschmünze – diese These ist aber nicht wirklich gesichert, da es aus dieser Zeit keine wirklich stichhaltigen Quellen gibt. Als gesichert gilt jedoch, dass die 750-Jahr-Feier einen Präger hatte und stattfand. Dieser Automat war, wie alle der ersten Generation elektrisch. Ein klassisches Merkmal dieser ersten Generation der Münzen ist das Fehlen der so genannten "Mitnahmekerbe", da diese nicht gewalzt, sondern mit Druck geprägt wurden. Da sich diese Automatengeneration als weniger lukrativ entpuppten, da sie ständiger Stromversorgung bedurfte, wurden sie nach und nach seit den Neunziger Jahren durch manuelle Automaten mit Kurbel ersetzt. Ohne Stromversorgung konnten diese Automaten viel flexibeler und günstiger eingesetzt werden. Der weitere entscheidende Vorteil war jedoch, dass sie mehr Motive (maximal 4) prägen konnten, als dies bei den bisherigen Maschinen möglich war. Die Einführung des Euros bedeutete für Sammler sowohl Fluch als auch Segen. Durch die Wandelung der verwendeten Rohlinge (bis dato 2 oder 5 Pfennig-Stücke) wurden viele Automaten ab- und andere neu aufgebaut. Heute prägen nahezu alle Automaten auf 2 bzw. 5 Cent-Stücken. Ausnahmen auf 10 Cent-Stücken gibt es derzeit in Deutschland nur noch im Harz. Im Vergleich der Motive wird hier der Unterschied zwischen elektrischen und manuellen Automaten deutlich – das Motiv links ist elektrisch (ohne Mitnahmekerbe) und das rechts manuell erzeugt. Die Mitnahmekerbe am linken Rand der Münze ist das klassische Indiz hierfür. Weiter fällt bei diesen alten Motiven auf, dass sie nicht wie die manuellen Motive nur zwei Ebenen haben, sondern komplett durchmodelliert sind. Einige dieser Motive sind auch mehrfach nachbearbeitet worden, da die Automaten teilweise Jahrzehnte aufgestellt waren und daher die Konturen der Münzen verwischten.

Um ein optimales Prägeergebnis zu erhalten, wird empfohlen, den Vorgaben an den Automaten zu folgen, da Münzen sonst zu kurz oder zu lang geprägt werden. Jedoch kann nicht jede nicht optimale Prägung auf den falschen Rohling zurückgeführt werden. In diesen Fällen sollte der Aufsteller die Walze nachstellen, damit wieder ein einwandfreies Ergebnis erzielt werden kann.

 

Das Sammeln dieser Souvenirmünzen

Es gibt immer viele Wege, die nach Rom führen – so ist das Sammeln dieser Münzen auch ein Fall für sich. Man kann entweder selbst alle aktuellen Standorte anfahren, was aber schon allein dadurch sehr kostspielig wird, da es in Deutschland ca. 890 aktive Standorte gibt (Stand Juli 2014), oder aber man findet sich mit anderen Sammlern zusammen, die dann eine aktive Tauschgemeinde bilden. Ich empfehle bei ernsten Interesse die zweite Variante.

Man muss wirklich darüber nachdenken, ob man nicht mit Tauschpartnern das Hobby betreiben will, denn man sollte nicht unterschätzen, dass sich viele der Standorte auf Berggipfeln, Inseln, in Freizeitparks und Zoos befinden und schon allein deshalb ein großer finanzieller Aufwand nötig wäre, diese zu erhalten. Schon allein die Eintrittsgelder, Fährkosten, Bergbahnen und der Sprit stellen einen großen Posten dar. Zum Sammeln selbst sollte man luftdichte Alben der Numismatiker wählen, oder aber man entscheidet sich für die speziellen Sammelalben der Automatenaufsteller. In beiden Fällen sind die Münzen gegen unschöne Fingerabdrücke und Patinabildung geschützt. Auf gar keinen Fall sollten sie in Kistchen lose rumfliegen, da sonst Luftfeuchtigkeit die Oberfläche korrodieren lässt. Das hört sich ersteinmal gar nicht so schlimm an, jedoch wird die Münze bei längerer feuchter Lagerung im schlimmsten Fall komplett zerstört. Zu beobachten kann man das Phänomen bei allen metallischen Gegenständen, die nicht lackiert wurden. Von einer Behandlung mit Lacken zur Konservierung oder vor einer Renigung der Münzen mit aggressiven Reinigungsmitteln rate ich unbedingt ab. Die erstere Variante führt zu einer sofortigen Wertminderung, die zweite sorgt für eine schnellere Korrosion. Sollte eine Münze wirklich gereinigt oder von Patina befreit werden müssen, so sollte man sich pflegenden Felgenreiniger bedienen.

 

Die Automatensuche

Das Größte, was einem Sammler im Urlaub oder bei Ausflügen passieren kann, ist die Entdeckung eines neuen (unbekannten) Automaten. Da diese Automaten nicht immer gleich aussehen, bin auch ich als leidenschaftlicher Souvenirmünzensammler schon mehrfach an den Automaten vorbeigelaufen. Jeder Aufsteller kann sein eigenes Design wählen, so ist es nicht verwunderlich, dass dies auch kuriose Erscheinungsbilder hervorbringt. Man sollte also immer ausreichend "Prägematerial" mit sich führen.

Wer jetzt denkt, dass diese Phänomen lokal begrenzt wäre, der irrt. Neben dem Mutterland der Elongated Coins, den USA, gibt es nicht nur in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien solche Maschinen. Mir sind Maschinen in Singapur, Australien, Südafrika, Portugal, Norwegen und vielen anderen Ländern bekannt. Ein kleines Highlight sind Maschinen, die an Orten stehen, wo man sie nicht erwartet. In meinem Urlaub in Jerusalem (Israel) entdeckte ich beim Besuch des Archäologischen Parks auch einen "Elongated Coin"-Automaten – er prägt auf 1 US Cents. Man sollte also immer die Augen offen halten, auch wenn nicht überall ein Automat steht, wo man einen vermuten würde, sollte man die Hoffnung nie aufgeben. Schon oft fand ich einen Automaten an Stellen vor, die noch vor kurzer Zeit keinen hatten.

 

Ein paar Fakten zum Schluss

In Deutschland gibt es derzeit ca. 1200 Maschinen, die im Durchschnitt 2,5 Motive prägen. Schon allein diese Münzen bringen es auf die stolze Summe von über 3000 aktuellen Motiven. Rechnet man nun die alten (nicht mehr erhältlichen) Motive hinzu, so kommt man derzeit (Dezember 2019) auf ca. 4500 Motive allein aus Deutschland. Hierbei sei zu erwähnen, dass der Wert der Elongated Coins nicht zu unterschätzen ist. Nicht selten erzielt ein nicht mehr erhältliches Motiv auf diversen Tauschbörsen Preise über 10 Euro. Eine Garantie der Wertsteigerung gibt es zwar nicht, aber sowie der Automat nicht mehr existiert, kann man sicher sein, dass der Wert nur steigen kann.

Immer wieder taucht auch die Frage auf, ob das Zerstören von Zahlungsmitteln nicht verboten ist – hierzu kann ich sagen, dass es in Deutschland völlig legal ist, sein Geld (5 Cent Stücke) zu zerstören. Und für alle, die es jetzt ganz genau wissen wollen – geregelt ist dies in mehreren Paragraphen im BGB. Kleingeldmünzen sind Sachen im Sinn von § 90 BGB, andenen man nicht nur Besitz, sondern Eigentum (§§ 929 ff. BGB) erwerben kann. Und mit seinem Eigentum kann jeder machen, was er will – auch Elongated Coins daraus prägen! In anderen Ländern sieht das jedoch ganz anders aus.

Insofern wünsche ich allen Interessierten viel Spaß und Erfolg beim prägen und sammeln dieser Souvenirmünzen!

Auf dieser Seite finden Sie derzeit ca. 11000 Motive - ich gehe davon aus, dass mir ca. 1000 alte deutsche (nicht mehr erhältliche) Motive fehlen dürften. Diese finden Sie aus logischen Gründen auch nicht hier. Wenn Sie im Besitz solcher Münzen sind, melden Sie sich gerne bei mir, denn wie alle Sammler strebe auch ich nach der Vervollständigung.